Der zweite Weltkrieg ist vorbei, doch so richtig zur Ruhe gekommen sind Katharina und ihre Töchter Inge und Bärbel noch nicht. Sie haben in Essen im Haus von Katharinas Schwiegermutter Mine ein Obdach gefunden und Katharina hält sich und die Mädchen mühsam mit Schneiderarbeiten über Wasser. Dabei hat sie doch große Träume. Ein eigenes Modeatelier, in dem sie die betuchten Damen von Düsseldorf einkleidet. Eine sichere Zukunft für ihre beiden Töchter, fernab des mit Kohlenstaub verdreckten Ruhrgebiets. Doch dann taucht Johannes, der Neffe ihres verschollenen Mannes Karl, aus der Kriegsgefangenenschaft zurück und plötzlich gibt es wieder einen Grund, vielleicht doch noch ein Weilchen in der Zechensiedlung zu bleiben. Obwohl es den eigentlich nicht geben darf. Schließlich ist Katharina ja verheiratet und Johannes zudem noch viel zu jung. Doch kann sie wirklich alles in ihrem Leben mit Vernunft steuern?
„Ein Traum vom Glück“ von Eva Völler war für mich ein kleiner Ausflug in meine eigene Vergangenheit. Ich stamme aus einer
Bergmannsfamilie und habe als Kind sehr viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht. Selbstverständlich war das
Leben in dem kleinen Zechenhaus in den 80ern ein anderes als damals direkt nach dem Krieg. Und trotzdem fühlte ich mich, wenn Mine und
Elfriede in ihrem derben Ruhrplatt lospolterten, zurückversetzt auf die Eckbank in Ommas Küche.
Aber auch unabhängig von meiner eigenen Herkunft mochte ich dieses Buch sehr. Weil ich Geschichten über starke Frauen liebe. Und
Katharina ist definitiv solch eine starke Frau. Sie ist ein leiser Typ, verfolgt aber trotz aller Widerstände ihre eigenen Ziele. Dabei ist
sie sowohl pragmatisch, vor allem wenn es um das Verschwinden ihres eigenen Mannes geht, als auch feinfühlig.
Und auch Omma Mine ist auf eine ganz eigene Art und Weise stark. Vielleicht etwas muffelig, aber wenn sie gute Butter und eine ordentliche
Portion Speck in die Pfanne haut, dann weiß man, dass Mine ihren Gast wirklich mag.
Doch auch wenn in dieser Geschichte aus dem Pott ganz viel Herzlichkeit und Wärme steckt, verdeckt Eva Völler nicht die Folgen
dieses schrecklichen Krieges. Es war nämlich nicht alles gut, nachdem es vorbei war. Solche Erlebnisse machen etwas mit
Menschen, prägen sie für den Rest ihres Lebens und lassen sie die eigenen Traumata auch an die nachfolgende Generation
weitergeben. Und während ich früher noch naiv geglaubt und gehofft habe, dass die Menschheit so etwas nie wieder erleben
muss, hat die Zeit uns eines Besseren belehrt.
Puh, eigentlich sollten es nur ein paar Bucheindrücke werden. Aber dieses Buch ist halt Ruhrpott pur. Herzlich und
liebevoll aber mit einer ordentlichen Portion Realismus. Und deshalb gibt’s eine dicke, fette Leseempfehlung von mir.
Ich habe dieses Buch selbst gekauft und der Artikel spiegelt meine eigene Meinung wider, die von niemandem beeinflusst wurde.