»Morgen kann kommen« von Ildikó von Kürthy

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»Morgen kann kommen« von Ildikó von Kürthy

Ruth und Gloria, zwei Schwestern wie sie nicht un­gleicher sein könnten. Gloria, die un­an­ge­passte Femi­nistin mit den weib­lichen Run­dungen, die keinen Mann braucht und das Leben in vollen Zügen ge­nießt. Und Ruth, das zarte, artige Vögel­chen, das in seinem goldenen Käfig nach und nach ver­ein­samt. Bis sie im Dro­ge­rie­markt dieses Foto findet, das ihre ganze Welt ins Wanken bringt. Darum wollte ihr Mann Karl also eine Aus­zeit.
Das ist der Zeit­punkt, zu dem Ruth etwas macht, was sie sonst nie tun würde. Sie bricht aus. Setzt sich einfach in ihr Auto und fährt nach Hamburg. Und das, ob­wohl es mit der Schwester vor 15 Jahren zum Zer­würf­nis kam. Doch ist es wirk­lich eine gute Idee, aus­ge­rechnet im Ohnsorgweg Trost zu suchen?

Ja, ist es. So viel kann ich ver­raten, ohne zu sehr zu spoilern. Denn im Ohnsorgweg bietet Gloria nicht nur ihrer Schwester Schutz. Auch der zu­rück­haltende Johann hat hier im Garten­haus Unter­schlupf ge­funden. Ge­nauso wie Rudi, der gute Sozi. Er­gänzt wird die bunte Truppe noch um Erdal, Fatma und Leyla, die zu­mindest temporär die WG be­reichern und un­ge­wollt für noch mehr Prob­leme, aber vor allem für eine weitere Stei­ge­rung der Herzens­wärme sorgen.
Es hat eine Weile ge­dauert, ehe ich mich in „Morgen kann kommen“ ori­en­tiert und ge­checkt habe, wer denn nun wer ist und in welchem Ver­hältnis die einzelnen Per­sonen zu­ein­ander stehen. Aber nach­dem ich einmal drin war, konnte ich nicht mehr auf­hören. Da musste ich Ruth inner­lich schütteln, damit sie sich end­lich mal gegen diesen Spacko Karl zur Wehr setzt. Dem hätte ich nämlich gerne mal mit einem ge­zielten Knie­heber sehr weh getan. Und Gloria hätte ich gerne ver­klickert, dass sie durch­aus auch mal Ge­fühle zu­lassen kann.
Und können wir bitte mal über Erdal sprechen? Mit diesem Typen hat Ildikó von Kürthy mich wieder und wieder laut auf­lachen lassen, so­dass ich dieses Buch wohl eher für die hei­mische Lektüre emp­fehlen würde. In der Öffent­lich­keit erntet man dafür näm­lich schnell mal schräge Blicke.
Aber *Achtung Spoiler* dann dieses Ende. Ob­wohl ich damit ge­rechnet habe, hat es mich sehr be­rührt und ich brauchte erst­mal ein paar lese­freie Tage, bevor ich mich in die nächste Lektüre stürzen konnte. Das will bei einem Bücher­wurm wie mir was heißen.

Transparenz

Ich habe dieses Buch selbst gekauft und der Artikel spiegelt meine eigene Meinung wider, die von niemandem beeinflusst wurde.

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