Camilla hat es wirklich nicht leicht. Während sie versucht, sich im elterlichen Betrieb zu beweisen, geht Teenagertochter Marie daheim auf die Barrikaden. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug für ihre Nerven, beglückt ihr Nachbar auch noch Nacht für Nacht die Münchner Damenwelt und bringt sie so um das letzte bisschen Schlaf. Ausgerechnet in dieser Situation kommt ihr Vater mit dem Vorschlag, doch einmal in der Provence nach dem Rechten zu schauen. Denn die kleine Manufaktur, von der sie ihren guten provenzalischen Honig beziehen, liefert nicht mehr die vereinbarten Mengen. Doch hilft diese kleine Reise wirklich dabei, Ruhe in Camillas Leben zu bringen? Schließlich nimmt man sich selbst und seine Probleme immer mit. Erst recht, wenn man die bockige Teenie-Tochter und den nervigen Nachbarn im Schlepptau hat.
Camilla tat mir anfangs wirklich leid. Da rackert sie sich ab, will für alle nur das Beste und kommt trotzdem nicht ans Ziel. Aber glücklicherweise
erreicht sie wenigstens ihr Reiseziel. Das kleine Örtchen Loursaq in der französischen Provence. Und trifft dort auf den sturen Henri, einen maroden
Betrieb und auf ein paar Bienenvölker, die ihr ganz ohne Worte zeigen, dass sie möglicherweise auch Teil des Problems ist und vielleicht erst einmal mit der
Arbeit an sich selbst beginnen sollte. Claudia Winter hat für „Das Honigmädchen“ mal wieder eine ganze Gruppe von Figuren geschaffen, die das Setting rund um
die ohnehin schon bezaubernde Region perfekt abrunden. Die herzliche Manon Bertrand, an deren Tisch ich zu gerne einmal Platz genommen hätte. Nikos,
ihren griechischen Mieter. Und nicht zu vergessen Pelletier und den dicken Galeristen Baptiste, denen ich gerne mal einen Tritt vors Schienbein
verpasst hätte.
Das Buch macht total Lust auf einen entschleunigten Sommer, in dem man tagsüber irgendwo auf der Wiese liegt und die Wolken am blauen Himmel
betrachtet, um dann später den Tag mit einem Glas Rosé, französischem Käse und zirpenden Grillen zu beenden.
Ich habe dieses Buch selbst gekauft und der Artikel spiegelt meine eigene Meinung wider, die von niemandem beeinflusst wurde.