Es kommt eben doch auf die Größe an

Alltägliches

Es kommt eben doch auf die Größe an

Egal ob im Warte­zimmer beim Arzt, am Gate im Flug­hafen oder im Café, ich bin die Frau, die ein Buch aus der Hand­tasche zieht und mitten im größten Trubel abtaucht in andere Welten. Das ist einer der Gründe, warum ich eBooks so praktisch finde. Eine ganze Bibliot­hek dabei, die gerade mal etwas mehr als 200 Gramm wiegt. Aber manchmal muss es einfach ein physisches Buch sein. Dieses Gefühl von Papier zwischen den Fingern, dieser ganz spezielle Geruch, genau zu wissen, dass die so sehr gemochte Stelle auf einer linken Seite war, all das macht das Lesen zu einem etwas anderen Erlebnis.
Genau deshalb war ich kürz­lich in der Buch­hand­lung stöbern. Wobei mir eine Sache auf­ge­fallen ist: Bücher werden immer größer.

Warum ist das so? Wir leben in einer Zeit, in der Papier Mangel­ware ist und drucken Bücher, die, wenn sie so weiter­wachsen, irgend­wann große Ähn­lich­keit mit dem Erd­kunde-Atlas meiner Schul­zeit haben. Erinnert Ihr Euch noch an die Erdkunde-­Stunden, in denen man zu zweit in den Atlas schauen musste, weil die Hälfte der Klasse keine Lust hatte dieses sperrige und schwere Teil zur Schule zu tragen? Wer soll die mittler­weile atlas-­großen Taschen­bücher noch mit sich herum­tragen? Glauben die Hersteller wirklich, dass sie mehr Menschen zum Lesen bewegen, wenn sie das Produkt unhand­licher machen? Wenn man mindestens einen Ruck­sack braucht, um den Lese­stoff mit sich herum­zu­schleppen?

Groß ist nicht automatisch besser

Dabei gibt es so viele Beispiele, wie es alternativ geht.
Der Fischer Verlag hat seine Taschen­biblio­thek. Kleine Büch­lein mit un­ge­kürztem Inhalt, die trotz des Hard­covers ein verhältnis­mäßig geringes Gewicht mit sich bringen. Die passen sogar in eine mittel­große Jacken­tasche. Wenn ich irgendwo die Wahl habe zwischen einem normalen Taschen­buch oder einem Exemplar der Taschen­biblio­thek, dann entscheide ich mich immer für das Mini-Buch.
Und selbst wenn man es nicht so handlich mag, denn dafür braucht man zugegebener­maßen doch recht gute Augen, dann sieht man bei aus­ländischen Verlagen, dass selbst gewöhn­liche Taschen­bücher kleiner und mit weniger Gewicht produziert werden können. Regelmäßig konsumiere ich englisch­sprachige Bücher, die auf deutlich dünnerem Papier gedruckt werden. Das macht gewichts­mäßig einen ordent­lichen Unter­schied, ohne dass der Inhalt darunter leidet. Ja, die sehen nach dem Lesen meist etwas abgerockter aus, aber da ich nicht zu den Sammlern gehöre, kann ich damit sehr gut leben.

Doch zurück in die Buch­hand­lung. Die Ent­wicklung auf dem Buch­markt hat mich selbst­verständ­lich nicht davon ab­ge­halten, mich mit neuem Lese­stoff zu versorgen. Schließlich stehen für mich die Geschich­ten im Fokus, weniger die Verpackung. Und während mein Arm auf dem Heim­weg immer länger wurde, kam wieder dieser Gedanke auf: Es kommt eben doch auf die Größe an. Bei Büchern, genauso wie bei anderen Dingen des Lebens.

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